Lohnt sich eine Lebensversicherung als Altersvorsorge? Sie haben einen ramponierten Ruf und werden kaum mehr nachgefragt. Nur selten machen diese Produkte für die (Alters-) Vorsorge auch wirklich Sinn.
Das Geschäft mit den Lebensversicherungen läuft
schon lange nicht mehr rund. Wie Zahlen des Schweizerischen
Versicherungsverbandes (SVV) zeigen, sind die Prämieneinnahmen für
Lebensversicherungen zwischen 2002 und 2012 um 10 Prozent eingebrochen.
Ein Grund dafür ist das Umfeld tiefer Zinsen, das die garantierten
Renditen wegschmelzen lässt. Ein anderer ist auch, dass gewisse
Leben-Produkte im Ruf stehen, intransparent zu sein, viel zu kosten und
wenig Ertrag abwerfen.
Es sei wichtig, sagt Stefan
Thurnherr vom Vermögenszentrum, dass man Risiko- und Sparversicherungen
getrennt voneinander betrachte. "Auch wenn Versicherer gerne Spar- und
Risikoversicherungen vermischen." Bei Risikoversicherungen wird ein
konkreter Vorfall wie Erwerbsunfähigkeit oder Tod versichert, während
bei Sparversicherungen zusätzlich Geld angelegt wird.
Meist profitiert bloss die Versicherung
Diese gemischten Policen, die langfristiges Sparen mit einer
Absicherung gegen den Todesfall kombinieren, seien meist nur zugunsten
der Versicherungsgesellschaften, schrieb das Beratungsunternehmen
Vermögenspartner in einer Studie.
So belaufen sich die in jedem Fall garantierten Zahlungen bei Ablauf
der Versicherungen oft auf weniger als die aufsummierten
Prämienzahlungen. Bei einem der Schweizer Marktführer, der Allianz
Suisse, bekommt ein 50-Jähriger mit einer Einmalprämie von 100'000
Franken nach 10 Jahren bloss 97'000 Franken garantiert.
Unter Experten herrscht denn auch Einigkeit:
Lebensversicherungen eignen sich nicht, um Geld anzulegen. Gemischte
Versicherungen seien das falsche Produkt, sagt Stefan Thurnherr. "Die
Geldanlage ist bei einer Bank besser aufgehoben. Einerseits sind
Sparversicherungen sehr unflexibel, andererseits fallen dabei hohe
Provisionen an. Ein Säule-3a-Konto ist die bessere Lösung, auch weil es
aus steuerlichen Gründen attraktiv ist." Sparversicherungen würden denn
auch kaum mehr nachgefragt, so Thurnherr. "Es ist ein totes Geschäft."
Geld bleibt auf der Strecke
Mit zur Inflexibilität tragen die erschwerten Bedingungen
zum vorzeitigen Ausstieg aus Lebensversicherungen bei. Von einem solchen
Erlebnis berichtet auch cash-Leser Daniel Z. Er wollte aus einer
fondsgebundenen Lebensversicherung aussteigen und ahnte nicht, wie viel
Aufwand hinter diesem Vorhaben steckte.
"Schon nur den Rückkaufwert zu ermitteln, war eine Tortur.
Es wurden zunächst falsche Aussagen gemacht wie etwa die, dass dies
nicht möglich sei." Als der Rückkaufwert dann feststand, war die
Ernüchterung noch grösser. "Es stellte sich heraus, dass etwa die Hälfte
des einbezahlten Kapitals verloren ginge, wollte man vom Vertrag
zurücktreten", sagt Daniel Z. Es ist also unbedingt ratsam, vor
Abschluss einer Sparversicherung stets eine Rückkaufofferte
einzufordern.
Ganz allgemein gilt, dass Aktienanlagen ausserhalb von
Versicherungen billiger sind. Dennoch gibt es Sparversicherungen, die in
gewissen Fällen Sinn machen können. Dazu gehört unter Umständen eine
Leibrente. "Beispielsweise wenn Eltern ein drogensüchtiges Kind haben
und diesem das Erbe stückweise übergeben wollen", so
Versicherungsexperte Thurnherr.
Besteht ein Absicherungsbedarf?
Bevor man in eine Risikoversicherung einsteigt, sollte man
sich vergewissern, ob überhaupt Absicherungsbedarf besteht. So ist man
beispielsweise gegen Unfall in der Regel über den Arbeitgeber
versichert. Wer sich gegen Invalidität absichern lassen möchte, sollte
laut Thurnherr eine Faustregel beachten: "Eine alleinstehende Person
braucht noch 70 Prozent des ursprünglichen Einkommens und eine Familie
80 bis 90 Prozent." Und noch ein Tipp: Alleinstehende Personen brauchen
keine Todesfallversicherung, weil bei ihrem Ableben niemand von einer
solchen Versicherung profitieren könnte.
Wird dennoch eine Vorsorgelücke entdeckt, bietet es sich oft
an, diese in Zusammenarbeit mit dem Arbeitgeber zu lösen. Denn häufig
haben andere Angestellte dasselbe Problem. Bevor man sich langfristig an
eine Lebensversicherung bindet, gilt es auf jeden Fall, genau
hinzuschauen. Denn schnell ändert sich eine Lebenssituation und somit
die Bedürfnisse eines Versicherten.
Quelle: Von Ivo Ruch / Cash
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