Vier Auszeichnungen für die Verfilmung des
Romans von Pedro Lenz: Beim Schweizer Filmpreis hat sich «Der Goalie bin
ig» durchgesetzt. Der längste Applaus aber galt dem Ehrenpreisträger.
Die besten Darsteller:
Marcus Signer («Der Goalie bin ig») und Ursina Lardi («Traumland») im
Schiffbau in Zürich. (21. März 2014) - Bild: Ennio Leanza/Keystone
Und dann das. Da lief dieser Abend im Zürcher Schiffbau reibungslos
ab, so perfekt durchgetaktet wie eine Oscar-Gala im Zwergformat. Die
Bündner Moderatorin Maria Victoria Haas variierte ihre viersprachigen
Ansagen, und die Lichtregie leistete ganze Arbeit. Und dann verschenkte
man ausgerechnet die Spannung vor der Ehrung des «Besten Spielfilms».
YB-Torhüter Marco Wölfli rannte auf die Bühne und sagte einfach nur:
«Der Goalie bin ig.» Regisseurin Sabine Boss war sich erst nicht sicher,
ob sie richtig gehört hatte. Andere wiederum fragten sich, wer dieser
Ansager war. Vielleicht ein Fussballer?
Aber es stimmte dann
schon. «Der Goalie bin ig» ist die erste Deutschschweizer Produktion
seit sechs Jahren, die beim Schweizer Filmpreis zum besten Spielfilm
gekürt wurde. Das war verdient für eine sorgfältig inszenierte Komödie
um einen Loser, die von der natürlichen Berner Kunstsprache aus der
Vorlage von Pedro Lenz lebt. «Der Goalie bin ig» wurde auch mit Preisen
in den Kategorien «Bester Darsteller», «Beste Filmmusik» und «Bestes
Drehbuch» ausgezeichnet, und Pedro Lenz widmete den Quartz allen
«marginalisierten Goalies» dieser Welt. So, wie gejubelt wurde,
befürchtete man, dass sich das halbe Publikum für marginalisiert hielt.
Aber
locker war der Abend schon. Goethe wurde zitiert, und Markus Imhoof
redete über das Hirn von Luchino Visconti. Die Gala fand erstmals in
Zürich statt. Und da dieser hässliche Kristall-Quartz aussah wie ein
kleiner Prime Tower, nahmen auch die Westschweizer Macher des Dramas
«Left Foot Right Foot» ein Stück Zürich mit nach Hause. Sie gewannen in
den Sparten «Bester Nebendarsteller» und «Beste Kamera». Peter Liechti
wurde geehrt für seine unerbittlich komische Annäherung an die Eltern in
«Vaters Garten». Er war krankheitshalber abwesend, schaue aber im
Fernsehen zu, wie uns versichert wurde. Ein wenig unbelohnt blieb das
Drama «Traumland» von Petra Volpe, auch wenn es mit dem Preis für die
«Beste Darstellerin» Ursina Lardi bedacht wurde.
Der längste
Applaus aber galt dem Ehrenpreisträger Alexander J. Seiler. Es war
höchste Zeit, den kämpferischen Regisseur und Publizisten zu würdigen.
Er sass auf der Bühne und sagte, er habe nicht viel zu sagen. Er sagte
dann doch einiges darüber, wie gerührt er sei und dass er das
Filmemachen immer politisch verstanden habe. Er sprach über den
filmischen Blick, der nicht nur eine andere Wahrnehmung ermögliche,
sondern der Anfang sei einer Verbesserung der Welt. Die Sache mit der
Ehre aber sei ihm immer vorgekommen wie eine kostenlose Dreingabe, und
da noch viele Künstler nach ihm schlecht bezahlte Arbeit leisten würden,
freue es ihn besonders, dass sein Preis mit «ein bisschen Geld»
verbunden sei (30'000 Franken). Man hätte ihm stundenlang zuhören
können, aber dann nahm man ihm das Mikrofon weg.
Die Preisträger im Überblick
Bester Spielfilm: «Der Goalie bin ig» von Sabine Boss
Bester Dokumentarfilm: «Vaters Garten – Die Liebe meiner Eltern» von Peter Liechti
Bester Kurzfilm: «The Green Serpent» von Benny Jaberg
Bester Animationsfilm: «The Kiosk» von Anete Melece
Bestes Drehbuch: Sabine Boss, Jasmine Hoch und Pedro Lenz («Der Goalie bin ig»)
Beste Darstellerin: Ursina Lardi («Traumland»)
Bester Darsteller: Marcus Signer («Der Goalie bin ig»)
Beste Nebenrolle: Dimitri Stapfer («Left Foot Right Foot»)
Beste Filmmusik: Peter von Siebenthal und Richard Köchli («Der Goalie bin ig»)
Beste Kamera: Denis Jutzeler («Left Foot Right Foot»)
Beste Montage: Tania Stöcklin («Vaters Garten – Die Liebe meiner Eltern»)
Spezialpreis der Filmakademie: Françoise Nicolet für die Kostüme in «Les grandes ondes (à l'ouest)» und «Left Foot Right Foot»)
Ehrenpreis: Alexander J. Seiler
Quelle: SDA / Tages-Anzeiger
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